Biografie
Argjentina Berisha wurde in Zschopau geboren. Ihre Eltern sind Kosovo-Albaner. Bis 2020 lebte sie ein normales Kinderleben mit Kita, Grundschule und Mittelschule. Ihre Mutter arbeitete als Reinigungskraft an der Grundschule am Zschopenberg, der Vater ist erkrankt. Als die Familie am Abend des 18. Januar 2020 nach Serbien abgeschoben wird, ist Argjentina 13 Jahre alt. Sie kennt weder Serbien noch das Herkunftsland der Eltern.
Fluchtgrund
Anfang des Jahrtausends waren die Kosovo-Albaner Minire und Jefkai Berisha als Kriegsflüchtlinge aus dem Kosovo nach Deutschland gekommen. 1998 brach der Kosovo-Krieg aus. Bis dahin war das Gebiet eine Provinz Serbiens. Rund 55.000 Kosovaren flüchteten in diesen Zeiten nach Deutschland.
Asylverfahren
Familie Berisha hätte nicht abgeschoben werden dürfen, denn sie war in einem Antragsverfahren für einen Aufenthaltstitel und in wenigen Wochen hätte sie einen Antrag für Heranwachsende nach §25a AufenthG stellen können. Die sächsischen Behörden haben hier den Ermessensspielraum zugunsten Schutzsuchender nicht genutzt. Es ist unbekannt, wer in der sächsischen Verwaltung die Abschiebung angeordnet hat. Keiner will's gewesen sein.
Abschiebung
Die Abschiebung erfolgte am 18. Januar 2020 - einem Sonntagabend - gegen 22.30 Uhr. Das späte Läuten hatte die Familie zunächst für einen Klingelstreich gehalten. Beim zweiten Mal ging die Mutter an die Tür und sah durch das Guckloch die Polizisten, die fragten, ob sie hereinkommen dürfen. Sie sagten, dass die Familie schon wisse, worum es gehe und dass sie jeweils 20 Kilo Gepäck mitnehmen dürfen. Berishas konnten um diese Uhrzeit ihren Anwalt telefonisch nicht erreichen.
Integrationsleistung
Frau Berisha arbeitete als Reinigungskraft. Sie nahm jede einfache und schlecht bezahlte Arbeit an, um wirtschaftlich selbständig zu sein. Die Familie hatte sich von dem Lohn dafür einiges angeschafft. Argjentina wollte die Schule beenden und Alten- oder Krankenpflegerin werden. Ein Bereich, wo dringend Arbeitskräfte gesucht werden.
Perspektive
Als Kosovo-Albaner haben Argjentinas Eltern in Serbien keine Perspektive, keine Arbeit. Serbien ist ein Land, wo sie niemals waren und dessen Sprache sie nicht sprechen. Argjentina Berisha hat weder serbische noch deutsche Papiere, sie de facto staatenlos. Sogenannte Papierlose dürfen in Serbien keine Schule besuchen, keine Hilfen empfangen, keine Krankenversicherung abschließen.
News
Die Familie hat nach aktuellem Stand auch über drei Jahre nach der Abschiebung keine serbischen Meldepapiere, lebt also in der Grauzone staatenloser Migranten in Serbien.
Argjentina lernt zu Hause so, als ob sie in Zschopau in der Klasse sitzen würde. Ihre Mitschüler schicken ihr täglich Schulmaterial, Tafelbilder und Hausaufgaben - Homeschooling seit über zwei Jahren im. Noch immer hofft sie, nach Deutschland zurückzukehren und ihr normales Leben wieder leben zu können.
Medienecho
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Die Schulklasse hat mit einer Lehrerin ein Lied für Argjentina verfasst und veröffentlicht. https://www.youtube.com/watch?v=pBnlUkfj_zM
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https://www.mdr.de/nachrichten/podcast/reportage/audio-abschiebung-sachsen-zschopau-100.html
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https://www.arte.tv/de/videos/100300-061-A/re-fremde-heimat-serbien/